Nach einem Bericht der New York Times soll der Iran im Juli wieder Versorgungsflüge nach Syrien über irakischem Luftraum aufgenommen haben
Der Iran soll Waffen und andere militärische Ausrüstung über den irakischen Luftraum nach Syrien fliegen, um das befreundete Regime von Bashar al-Assad zu unterstützen. Die US-Regierung hatte die mehrheitlich schiitische Regierung zwar schon Anfang des Jahres genötigt, den Luftraum für iranische Flugzeuge zu sperren, seit Juli aber seien die Flüge mit Maschinen iranischer Linien wieder aufgenommen worden, berichtet die New York Times einmal wieder unter Berufung auf anonyme Quellen aus der US-Regierung. Allerdings scheint nicht klar zu sein, ob es sich wirklich um Waffen handelt. US-Vizepräsident Joesph Biden soll am 17. August mit dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki, einem Schiiten, telefoniert und seine Besorgnis über die Flüge geäußert haben.
Für die USA ist freilich peinlich, das ausgerechnet der vom US-Militär und einer Koalition der Willigen "befreite" Staat sich mit dem Iran, unter Bush noch wie der Irak und Nordkorea zur "Achse des Bösen" zählend, sowie mit Assad verbünden könnte. Die Frage ist freilich, ob die irakische Regierung die Flüge, sofern sie denn stattfinden, genehmigt hat oder duldet - oder nur nichts dagegen unternehmen kann, weil das irakische Militär keine Luftwaffe besitzt. Es zeichnet sich aber ab, dass die Schiiten in der Region zusammenrücken, um gegen die Sunniten, die in Syrien wesentlich den Widerstand tragen und von sunnitischen Staaten unterstützt werden. Das wird die Region weiter in ein Pulverfass verwandeln, das der Irak sowieso schon ist. Nur mühsam und unter permanenter Gewalt kann noch die fragile nationale Einheit aufrechterhalten und ein Auseinanderbrechen in mehrheitlich von Kurden, Sunniten und Schiiten bewohnte Teile verhindert werden.
Der Bürgerkrieg in Syrien hat jedoch bereits die Kurden im Irak und in Syrien zusammenrücken lassen, angeblich werden sunnitische Rebellen in Syrien von irakischen Sunniten unterstützt und es sollen schiitische Kämpfer aus dem Irak nach Syrien kommen, um dort dem Assad-Regime zu helfen. Irak hatte sich in der Sitzung des Arabischen Rats der Stimme enthalten, als dieser mehrheitlich beschloss, Syrien vorübergehend als Mitglied auszuschließen. Auch Sanktionen wollte die irakische Regierung nicht mittragen. Maliki, der sich wenig demokratisch nach den Wahlen 2010 an der Macht behauptet hat, war während der Hussein-Herrschaft nicht nur im Iran, sondern auch in Syrien gewesen, wo viele Iraker vor Hussein geflüchtet waren. Nach dessen Sturz flohen die Angehörigen der irakischen, im Gegensatz zu Syrien sunnitisch dominierten Baath-Partei ins Nachbarland und könnten nun entweder in Syrien oder im Irak in die Kämpfe eingreifen.
Noch kontrolliert das syrische Regime die Flughäfen im Land. Allerdings haben die Rebellen damit gedroht, nun auch verstärkt diese anzugreifen, um dem Regime der Möglichkeit zu berauben, aus der Luft in die Kämpfe eizugreifen und von Rebellen besetzte Stadtteile zu bombardieren. Das Regime greift zunehmend zu Luftangriffen, was vermuten lassen könnte,
dass die Rebellen am Boden schon weite Teile kontrollieren, wie sie behaupten. In Abu Kamal, an der Grenze zum Irak, sollen Rebellen den dort gelegenen Militärflughafen erobert haben. Offenbar verfügen sie mittlerweile über bessere Waffen, die nach ihren Angaben nicht aus dem Ausland, sondern aus syrischen Beständen kommen. So wollen sie am Dienstag zwei Mig-Kampfflugzeuge in Abu al-Dhuhour in der Provinz Idlib, abgeschossen haben und zuvor am Montag einen Hubschrauber in Damaskus.